Der koreanische Pavillon der diesjährigen Biennale von Venedig sorgt mit seiner publikumswirksamen Neoninstallation, deren Name ebenso vielsagend ist wie die Darstellung selbst, für große Begeisterung: Venetian Rhapsody, The Power of Bluff (2017) ist eine Erkundung des Einsatzes von Neonschildern in der Darstellung des globalen Kapitalismus.
Der von den Künstlern Cody Choi und Lee Wan gemeinsam gestaltete Pavillon greift auf spielerische und farbenfrohe Weise weltpolitische Themen auf. Dies wird sofort durch die blinkende Installation auf dem Dach deutlich: Chois Kunstwerk ist eine Anhäufung jener dekadenten Neon-Motive, die wir alle kennen, die die dunklen Seiten der Stadt beleuchten, ob in Las Vegas, Paris oder Hongkong.
In Anlehnung an die starke Assoziation von Neon mit Kapitalismus, Konsum und den hedonistischen Bestrebungen der Spiel- und Sexindustrie hat Choi den koreanischen Pavillon als ein Motel in der Innenstadt gestaltet, das "Poledance, kostenloses Videofernsehen, kostenlose narzisstische Persönlichkeitsstörung, kostenlose Peepshow, große Kreditkarten, kostenlosen Orgasmus" verspricht.
Die Arbeit ist als Kritik an der allgegenwärtigen Oberflächlichkeit und Kommerzialität gedacht, die den heutigen Kunstmarkt kennzeichnen: ein anhaltendes Anliegen, das durch die entscheidende Rolle, die die Biennale von Venedig in der zeitgenössischen Kunstwelt einnimmt, besonders deutlich wird – und angesichts des vermeintlichen Desasters, das Damien Hirsts Ausstellung "Treasures from the Wreck of the Unbelievable" in Venedig darstellt, genau zum richtigen Zeitpunkt.
Falls du dich jetzt wunderst – wir sind sicher nicht diejenigen, die sich über diese Betonung der kulturell bedingten Assoziation von Neon mit Kapitalismus und Vergnügungssucht ärgern. Die Ausdruckskraft von Neon ergibt sich vielmehr aus seiner Kulturgeschichte als aus seinen ästhetischen Qualitäten, und genau das macht es zu einem so faszinierenden und kraftvollen Medium.