Letzte Woche konnte man Sygns beim Durchstreifen der Installationen und Galeriestände der berüchtigten Kunstmesse in Basel antreffen, auf der Suche nach Neon-Kunstwerken und mit dem Ziel, mehr über die Position zu erfahren, die Neon heute in der zeitgenössischen Kunstwelt einnimmt.
Wir starteten mit einem Lauf durch den Flughafen, um den schrecklich frühen Flug um 6 Uhr nach Basel nicht zu verpassen, und wurden direkt in die hektische Kunst-Jetset-Routine hineingeworfen, zu der auch gehörte, dass wir im Flugzeug neben einem sehr mürrischen Mann in einem gelben Anzug saßen, der ein Schild mit der Aufschrift "Capitalism is not art" (Kapitalismus ist keine Kunst) hielt, ebenso wie ein wunderbar leckeres und überteuertes Schweizer Frühstück und eine Fahrt durch die magische Altstadt von Basel. Dann begann die Suche.
Die Jagd war reizvoll und ergiebig: Neons waren an jeder Ecke zu finden, versteckt hinter iPhone-bewaffneten Menschenmassen, die sie bestaunten und instagrammten. Und je weiter der Tag voranschritt, desto klarer wurde die Frage nach dem Stellenwert von Neon in der zeitgenössischen Kunst: Hat es Neon geschafft, den Status einer eigenständigen Kunst zu erlangen, oder wird es immer noch als Medium benutzt, um auf eine verdrängte Bedeutungsquelle hinzuweisen?
1. Neon-Kunstwerk als Sign
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2. Ein Neon Sign als KunstwerkTobias Rehberger,自由 (Engl.: Freedom), Galerie Urs Meile
Interessanterweise wäre die nächste Stufe der Gleichung Tobias Rehbergers 自由 (Deutsch: Freiheit), bei dem ein Neonreklameschild selbst zum Kunstwerk wurde. Das animierte Neon leuchtet gegensätzlich das chinesische Zeichen für "Freiheit" (自由) und das englische "gone fishing" auf. Angelliebhaber, oder jeder, der welche kennt, wird die Ironie des Gegensatzes zwischen dem friedlichen Hobby und der weniger ruhigen Freizeitbeschäftigung, die üblicherweise auf Neonschildern beworben wird, erkennen, obwohl beide wahrscheinlich gleichermaßen befreiend sind. |
3. Neon jenseits dessen, was es darstellt
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4. Mystische Neonobjekte
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5. Neon als NeonFrancois Morellet, π Weeping Neonly, A Arte Invernizzi
Und schließlich erreichte François Morellet mit einer scheinbar unsystematischen Anordnung klassischer blauer Neonlinien den reinsten Grad an Neonkunst, der dieses Jahr auf der Art Basel zu finden war. Morellet, der Neon bereits in den 60er Jahren zu seinem künstlerischen Medium gemacht hat, arbeitet daran, Neon von seinen kulturellen Assoziationen zu befreien und ganz allgemein die Form vom Inhalt zu trennen, indem er abstrakte und geometrische Prinzipien anwendet, die seine Bildfläche zu einer vorurteilsfreien Dimension machen. In π Weeping Neonly sollen die Neonsegmente, die nach Pi-Formeln organisiert sind, lediglich auf sich selbst verweisen. |